Allensbach-Studie: Mehr Deutsche für aktive Sterbehilfe

von Ben Hänchen, MDR INFO, 8.10.2014

In einer Umfrage zu der Studie der Allensbacher Meinungsforscher sagen Menschen auf der Straße: "Wenn das deren Wunsch entspricht, dürfte das eigentlich gehen." - "Grundsätzlich bin ich eigentlich dafür, weil ich in meinem Leben schon viel gesehen habe. Ich bin Krankenschwester." - "Wenn jemand wirklich der Meinung ist, dass er seinem Leben ein Ende setzen lassen will, warum sollte man ihm das verwehren?"

So antworten die meisten. Doch Menschen, die es direkt betrifft, die sterbenskrank sind, sehen das oft anders, sagt Beate Tamke, Oberärztin der Palliativversorgung des Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara in Halle. Sie hilft den Menschen das Lebensende so leicht, so erträglich wie möglich zu machen. Denn auch Todkranke können noch viel tun und ihrer verbleibenden Zeit einen Sinn geben. "Die meisten Menschen wollen leben. Sehr selten ist mir auch passiert, dass ein Patient sagt: 'Was ich möchte, können Sie sowieso nicht.' Wenn man dann den Menschen Alternativen aufzeigt, sind sie schnell davon weg und die Forderung kommt nicht nochmal. Ich habe noch nie eine penetrante Einforderung der aktiven Sterbehilfe erlebt."

Besser Schmerzfreiheit gewähren

Beate Tamke arbeitet schon seit vielen Jahren in der Palliativmedizin. Niemals könnte sie einem Menschen aktiv helfen zu sterben. Hans Lilie, Professor für Medizinrecht an der Universität Halle, kann das nachvollziehen. Er sagt, eine Legalisierung von aktiver Sterbehilfe sei in unserem Strafrecht auch nicht ohne weiteres möglich. Deshalb und wegen der ethischen Pflicht von Ärzten spricht sich Hans Lilie dafür aus, weniger auf aktive Sterbehilfe zu setzen."Es geht um das Problem, dass Menschen Angst haben, in einer schwersten, durch Schmerzen beherrschten Lebenssituation am Ende keine eigene Entscheidung mehr zu haben. Und ich glaube, bei den meisten Menschen ist die Hauptangst die vor Schmerzen. Und wir sollten mal darüber sprechen, was heute in der modernen Medizin möglich ist."

Zu wenig Palliativmediziner in Deutschland

Denn Anästhesisten sagen, es gebe keinen medizinischen Grund mehr Schmerzen zu haben. Und wenn man den Schmerz beseitigt, beseitigt man oft auch den Wunsch nach Sterbehilfe. Doch das Problem ist, längst nicht alle haben etwas von der modernen Medizin. Auch weil es in Deutschland zu wenig Mittel für die Palliativmedizin und zu wenige Ärzte wie Beate Tamke gibt.